Sechs Jahrzehnte Leidenschaft und Geräte-Kompetenz für den Spezialtiefbau

Seit Mitte der 1960er Jahre ist Walter Fischer in der Baubranche tätig. In vielen Ländern hat er für Baufirmen und Baumaschinenhändler Großprojekte betreut und Geräte jeder Größe selbst bedient und auch verkauft. Der persönliche Handschlag ist für den Inhaber und Geschäftsführer der IBS – Industrie- und Baumaschinenservice GmbH nach wie vor extrem wichtig. Und seine Leidenschaft für Seilbagger lässt ihn bis heute nicht los.

in Termin bei Walter Fischer ist keine einfache Sache. In einem Alter, in dem andere schon lange Rosen züchten, ist er noch immer sehr aktiv und verhandelt mit Kunden über die Miete oder den Verkauf schwerer Baugeräte. Nun sitzen wir mit ihm im neuen Bürogebäude der IBS GmbH in Ardagger Stift und hören aufmerksam zu. Denn Walter Fischer erzählt aus einer Zeit, in der bei den Baumaschinen vieles noch ganz anders war. Seine Augen sind hellwach und immer wieder blitzt der für ihn so typische schwarze Humor durch. Doch beginnen wir von vorne. Geboren wurde Walter Fischer 1945 in Kärnten, wo er in Treffen bei Villach aufgewachsen ist. Beide Eltern sind schon früh verstorben und so zog er als junger Bursche zu seinen deutschen Verwandten in Nürnberg. Er absolvierte mit 16 eine Werkzeugmacherlehre und wollte danach gemeinsam mit zwei Freunden auf einem Schiff die Welt bereisen. Alle drei erhielten die Zusage für die Linie Hamburg – Amerika. Am Abend vor der Abreise, sie hatten die Zugfahrkarten bereits in der Tasche, lernte er in Nürnberg jedoch seine Frau Gerti kennen und entschloss sich zu bleiben. So heuerte er Mitte der 1960er Jahre nicht auf einem Schiff an, sondern bei einer Baufirma. Sein erster Einsatz war eine Pipeline Baustelle bei Ingolstadt. Walter Fischer: „Ich war etwa ein halbes Jahr Schmierer auf einem Menck M 154. Das gehörte einfach dazu, damit du später das Gerät selbst bedienen durftest. Bei den Geräten gab es damals noch unglaublich viel zum Schmieren, aber das war mir egal, weil die Maschine hat mich fasziniert. Ich hatte Glück, denn der Baggerfahrer war eher faul und so bekam ich meine Chance. Beim Menck war außen unterhalb von der Frontscheibe ein Schubkasten. Der wurde mit Kohle oder Holz geheizt und dann hattest du im Winter warme Füße. Die Kabinentüre blieb im Winter offen, denn so hast die Motorwärme besser abgekriegt. Der Motor ist damals übrigens noch mit Druckluft gestartet worden und die Brems- und Kupplungsbeläge der Seilbagger wurden mit Kolophonium und Graphit ´eingestellt`. Die richtige Dosis war wichtig, denn ein Zuviel oder Zuwenig konnte schlimme Folgen haben. Der Menck war ein Tieflöffel- Bagger, der mit Seilen bedient wurde und bei der Pipeline-Baustelle im Erdbau zum Einsatz kam. Die Seile, die den Tieflöffel reingezogen haben, sind immer wieder gerissen. Wir hatten den Ersatz aber schon vorbereitet und ruckzuck die Seile gewechselt. Damit trotzdem was weitergeht, gab es Sonderprämien. Deswegen haben wir sechs Tage die Woche bis zu 17 Stunden gebaggert. Da hast du richtig Geld verdient. Bei vielen Geräten bist du auf einer Sitzbank mit einem Kissen gesessen. Dementsprechend bist du bei der Arbeit seitlich herumgeflogen. Auf der Baustelle gab es im Winter zum Waschen ein paar Eimer, bei denen zuerst das Eis einschlagen musstest. Am WC gab es in Stücke geschnittenes Zeitungspapier. Das heißt, wir hatten alle Druckerschwärze am Hintern. Wenn unsere Firma ein neues Großgerät gekauft hat, dann bist du als Baggerfahrer bei der Endfertigung zwei Wochen im Werk gewesen. Und die Übergabe auf der Baustelle war eine Riesen-Zeremonie. Bis zu meiner Meisterprüfung konnte ich schon viele Erfahrungen auf verschiedensten Maschinen und auf Großbaustellen sammeln.“ Anfang der 1970er Jahre folgte der Wechsel zur Firma Beton- und Monierbau AG, kurz BEMO, ein deutsches Bauunternehmen mit Sitz in Düsseldorf. Hier legte er aus eigenem Antrieb die Meisterprüfung als Maschinenbauer ab. Dies war ein wichtiger Schritt in seiner Karriere und bis zum Ende der BEMO war er Leiter der Maschinen Technischen Abteilung MTA am Standort Nürnberg. Zu seinen Aufgaben zählte nicht nur die Überwachung zahlreicher internationaler Baustellen – unter anderem in Nigeria, Irak und Saudi-Arabien – sondern auch die Betreuung von Großbaustellen in Österreich und Deutschland – etwa am Main-Donaukanal und viele mehr.

Großgeräte waren das tägliche Brot. Darunter auch die Seilbagger der damals bekannten Hersteller, wie Menck, O&K, Weserhütte, Demag oder P&H. 1979 kam das Ende der BEMO, die als sechstgrößtes deutsches Bau-Unternehmen in Konkurs ging. Da auch damals Fachkräfte gesucht waren, erhielt auch Walter Fischer von anderen Baufirmen bereits fertig unterschriebene Arbeitsverträge zugeschickt. Er entschied sich aber dazu, auf die andere Seite des Verhandlungstisches zu wechseln. Bis Ende der 1980er Jahre war er für den Baumaschinenhändler Kopsch tätig, der seinen Sitz in Bochum hatte. Für Kopsch baute er in Nürnberg eine Niederlassung für den süddeutschen Raum auf und die Vermietung von Bau- und Industriemaschinen war damals schon ein wichtiger Umsatzträger.

Auch hier standen Großgeräte im Mittelpunkt, speziell die Seilbagger von Hitachi. Auch mit dieser Tätigkeit waren viele Reisen verbunden, denn die Geräte wurden auf die Baustellen von deutschen Firmen bis Hongkong oder Dubai geliefert. Bei einer Reise mit Firmenchef Heinz Kopsch zur Hitachi Zentrale Anfang der 1980er Jahre sprang er in Tokio spontan aus dem im Stau stehenden Taxi. Der Grund: in einer Seitengasse hatte er ein seltsames Baugerät gesehen. 

Walter Fischer startete vor rund 60 Jahren seine Berufslaufbahn in der Baubranche. Er betreute Großprojekte in vielen Ländern und kennt im Baumaschinenverkauf beide Seiten des Verhandlungstisches. MenckBagger (kleine Bilder) prägten die Baustellen seiner WALTER FISCHER Anfangsjahre.

Heinz Kopsch folgte ihm und so wurde das Unternehmen für einige Jahre der Händler für Nissan Minibagger, die später vom japanischen Hersteller Hanix übernommen wurden. Vertriebspartner in Österreich war damals die Firma Drott. Nach dem Besitzerwechsel bei der Firma Kopsch wurde er für einige Jahre Gesellschafter bei der Firma Bastei in München, die ebenfalls als Händler und Vermieter von Baumaschinen tätig war. Mit dem Verkauf der Firma Bastei wurde es Zeit für eine Neuorientierung und so gründete er im Jahr 2002 sein eigenes Unternehmen mit einem Freund als Gesellschafter: die IBS Industrie- u. Baumaschinen Service GmbH im deutschen Wendelstein. Wenige Monate nach der Gründung wurde die Vertriebspartnerschaft mit Sennebogen fixiert. Es folgte im Jahr 2009 die Gründung der österreichischen Niederlassung in Ardagger Stift, wo seither der Schwerpunkt auf dem Vertrieb von Sennebogen Seilmaschinen liegt. Auch die Marken Hydrema, Dieci und Minelli befinden sich seit einigen Jahren im Vertriebsprogramm. IBS verfügt über langjährige Erfahrung mit Maschinen für den Spezialtiefbau, den Wasser- und Flussbau oder auch den Tunnelbau. Heute zieht sich Walter Fischer zunehmend aus dem Alltagsgeschäft zurück und beschränkt seine Tätigkeit auf strategische Unternehmensaufgaben und die Betreuung einiger handverlesener Kunden, mit denen ihn eine lange persönliche Partnerschaft verbindet. Unterstützt von einem erfahrenen Team leitet in Zukunft Sohn Florian die Geschicke der Firma IBS. In Österreich übernimmt Joseph Warum die Verantwortung. Für Walter Fischer ist es eine besondere Freude, dass er seine Leidenschaft und Geräte-Kompetenz für den Spezialtiefbau an Sohn Florian und Joseph Warum weitergeben konnte. Tochter Sandra unterstützt das Unternehmen im kaufmännischen Bereich.

Neue IBS-Firmenzentrale in Ardagger Stift vor Eröffnung

Vor kurzem erweiterte die Industrie- und Baumaschinen Service GmbH im Gewerbepark Ardagger ihre Österreich-Zentrale durch ein neues, rund 260 m2 großes Bürogebäude. Joseph Warum, Leiter der Niederlassung IBS Austria, betont: „Aus meiner Sicht ist das Betriebsgebiet Ardagger ideal, denn von hier aus sind die wichtigen Ballungsräume rasch zu erreichen. Als Vertriebspartner für die hochwertigen Produkte von Sennebogen, Hydrema, Dieci und Minelli betreuen wir ganz Österreich. Auch verstärken wir unseren Service in West-Österreich, hier laufen die entsprechenden Schulungen. Für qualifizierte Bewerber können wir sofort mehrere attraktive Arbeitsplätze anbieten. Nicht zuletzt bauen wir auch den Mietpark aus, womit ebenfalls wieder neue Arbeitsplätze verbunden sind.“

Für besondere Verdienste um die Baumaschinenbranche wurde Walter Fischer Ende Jänner 2023 im Rahmen des Branchentreffs von Baublatt.Österreich mit dem Goldenen Spaten ausgezeichnet. Links Baublatt. Österreich Herausgeber Karl Englert, rechts Chefredakteur Alexander Riell.